Marnie
Alfred Hitchcock
USA, 1964
, 130min, OF
Nach den Publikumserfolgen PSYCHO und THE BIRDS hatte man von Alfred Hitchcock vielleicht etwas Spektakuläreres erwartet als das Drama um die frigide Kleptomanin Marnie Edgar, deren durch ein schreckliches Kindheitserlebnis verursachte Probleme schließlich vermittels Psychoanalyse behoben werden. Als MARNIE 1964 in die Kinos kam, fiel der Film bei Publikum und Kritik zunächst durch. Dabei steht das Psychodrama ganz in der Tradition von Hitchcocks wichtigsten Themen: der fetischistischen, mit Demütigungen verbundenen Liebe sowie den stark neurotisch geprägten Familienbeziehungen mit all ihren daraus resultierenden Ängsten und Macken. Überzeugend ist in diesem Zusammenhang auch die Farbdramaturgie des Films: der Gefühlskälte Marnies entsprechend schuf Kameramann Robert Burks eine farblose stahlgraue Welt, in die das rot ihrer Alpträume in farbverfremdeten Sequenzen dann umso heftiger einbricht. Für Hedren ist MARNIE bis heute ihr Lieblingsfilm, da sie die Rolle der verstörten Diebin für ihre schauspielerisch anspruchsvollste hält.
Galascreening in Anwesenheit von Schauspielerin Tippi Hedren.
Kein Online-Ticketverkauf! Karten sind telefonisch und an allen Viennale-Vorverkaufsstellen erhältlich!
Aus der Sammlung des British Film Institute
Alfred Hitchcock
Geboren 1899 in London. Beginnt in den Zwanziger Jahren als Stummfilm-Regisseur und macht sich mit Arbeiten wie THE LODGER (1926) einen Namen. Dreht 1929 mit BLACKMAIL seinen ersten Tonfilm und emigriert 1939 in die USA, wo er Klassiker wie SUSPICION (1941, Viennale 06), REAR WINDOW (1952), VERTIGO (1957), NORTH BY NORTHWEST (1959) und PSYCHO (1960) inszeniert. Er stirbt 1980 in Los Angeles.
Tippi Hedren
Geboren am 20. Jänner 1930 in New Ulm, Minnesota. Arbeitet in den Fünfziger- und frühen Sechziger Jahren als Model. Alfred Hitchcock wird auf sie aufmerksam und engagiert sie für THE BIRDS. Mit MARNIE entsteht unter seiner Regie noch ein zweiter Film mit ihr in der Titelrolle. Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Hitchcock dauert es vier Jahre, bis sie in Chaplins A COUNTESS FROM HONG KONG wieder auf der Leinwand zu sehen ist. In den Siebziger Jahren übernimmt sie verschiedene Nebenrollen in Kinofilmen, 1981 realisiert und produziert sie gemeinsam mit Noel Marshall den Abenteuerfilm ROAR. In den Achtziger Jahren ist sie überwiegend in Fernsehfilmen und -serien zu sehen. 1983 gründet sie die Roar Foundation und errichtet ein Privatreservat für Raubkatzen in der Nähe von Los Angeles.