Günter Straschek

FüR STRASCHEK. GüNTER PETER STRASCHEK ZUR ERINNERUNG. FILME UND LESUNG

V'10

Am 29. September des vergangenen Jahres starb in Wien, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, der Filmhistoriker und Regisseur Günter Peter Straschek. Der 1942 in Graz geborene Straschek war ohne Zweifel der bedeutendste Filmforscher Österreichs der letzten Jahrzehnte und hatte besonders im Bereich der Filmexilforschung wesentliche Grundlagenarbeit geleistet. Dass seine Arbeit, die unter schwierigen Bedingungen und über lange Strecken ohne öffentliche Unterstützung entstand, zu großen Teilen unpubliziert geblieben ist, hat einiges mit diesem Land und dem herrschenden wissenschaftlich-kulturellen Betrieb zu tun. Einiges mit der Person Straschek selbst und seiner besonderen Biografie. Nach dem Schulbesuch im Graz der Nachkriegszeit und längeren Reisen übersiedelt Straschek nach Westberlin und beginnt an der neugegründeten dffb ein Filmstudium. 1968 wird er mit einer Reihe von aufsässigen Kommilitonen, darunter Hartmut Bitomsky, Harun Farocki, Johannes Beringer und sein Freund Holger Meins, von der Schule verwiesen. In den folgenden Jahren widmet sich Straschek gemeinsam mit seiner Frau, der Übersetzerin Karin Rausch, intensiv der Forschungsarbeit über das deutschsprachige Filmexil, führt zahlreiche Gespräche mit noch lebenden Exilierten und veröffentlicht 1975 die umfassende Fernsehdokumentation Filmemigration aus Nazideutschland . Im gleichen Jahr erscheint sein radikales und unorthodoxes «Handbuch wider das Kino». In den folgenden Jahren leben Straschek und Rausch in England, China und Indien, ehe sie sich in Wien niederlassen. Straschek, der sich weiterhin seinem Lebensprojekt, der Filmemigration, widmet, arbeitet und lebt mit Rausch hier weitgehend zurückgezogen. Ein Begriff und ein Zustand, der nur unzureichend die Widersprüche seiner radikalen, unversöhnlichen und vielleicht auch tragischen Persönlichkeit umschreibt. Mit diesem Programm unternimmt die Viennale den Versuch einer Annäherung und Erinnerung an Person und Werk Günter Peter Strascheks, für den das gelten mag, was er einmal über die Straubs gesagt hat: «Nicht Vorbild. Beispiel.» Wir danken von ganzem Herzen Frau Karin Rausch für ihr großzügiges Vertrauen und Entgegenkommen. Zusätzlich zur Lesung werden an diesem Special Evening die Filme Einleitung zu Arnold Schoenbergs Begleitmusik zu einer Lichtspielscene und Filmemigration aus Nazideutschland, Teil 1 gezeigt.

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