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A CORNER IN WHEAT

D. W. Griffith
USA 1909
16 min
V'07

Der Anfang des Films, das ist die Bauernfamilie am Haus versammelt mit dem Saatgetreide, und ist die Arbeit des Säens auf dem Feld. Dass die Familie versammelt ist, drei Generationen. Daran lässt die Bedeutung des Geschehens sich erkennen. Wie der Bauer das Korn, die Weizenkörner betrachtet, mit seinen Händen fühlt, ist es ein Prüfen des Kornes und zugleich ein Würdigen. Bei dem Alten ist es mehr nur das Prüfen. In dem dreimaligen Schöpfen und Rinnenlassen des Kornes, in der Sorgsamkeit der Bewegungen eignet dem Tun des Bauern etwas von einem Ritual; es ist darin noch eine Erinnerung an ein Ritual. Im Ritual war ein Geschehen, ein Handeln wiederholt, vergegenwärtigt, erneuert, das an einem Anfang, und das selbst ein Anfang gewesen ist. Das Tun des Bauern, indem es Vorbereitung ist für die Aussaat, ist auch verbunden mit der Wiederkehr in der Natur, mit dem Rhythmus der Jahreszeiten, der Tage, des Atmens, des Herzschlags. Die Familie ist untereinander verbunden – die Blicke – und mit der Arbeit, die Arbeit mit dem Naturleben, und während die Situation ganz diese eine konkrete Situation ist, ein Lebensaugenblick, entsteht zugleich die Vorstellung eines Zusammenhangs: Die Arbeit, das Korn, die Erde, das Brot, das Leben. […] Indem erzählt wird, bildet aus Einzelnem, Personen, Geschehnissen, Orten, sich ein vorstellbares Ganzes, und alles wovon erzählt wird, indem es dieser erzählten Welt zugehört, ist untereinander verbunden. A Corner in Wheat ist ein Film, in welchem erzählt wird, und es entsteht doch keine Geschichte. Das erzählte Einzelne, von dem Bauern, von dem Spekulanten, aus dem Bäckerladen, wird nicht zu einem erzählten Ganzen. Es entsteht keine erzählte Welt. […] Diese Eigenart von Erzählung und Nicht-Erzählung, Drama und Nicht-Drama ist so denkwürdig, wie sie damals erschienen, auch seither geblieben: Für sie ist der Film berühmt. Sie entspricht allerdings sehr genau eben jener Wirklichkeit, von welcher der Film handelt. Alles Erzählen ist ein Schildern von Lebensverhältnissen zwischen Menschen; es bestehen aber durchaus keine zwischen Bauern, Spekulanten und Hungernden hier. (Helmut Färber) Wird zusammen gezeigt mit Het witte Kasteel . Lesen Sie den gesamten Text, sowie weitere Beiträge zur Retrospektive 2007 in der VIENNALE-Publikation Der Weg der Termiten. Beispiele eines Essayistischen Kinos 1909–2004.

Credits
  • Henry B. Walthall
  • George Nichols - Fortunat Schweisser
  • Frank Powell
  • Grace Henderson
  • James Kirkwood
  • Jeanie Macpherson
  • Linda Arvidson
  • Kate Bruce
  • W. Chrystie Miller
  • Gladys Egan
  • William J. Butler
  • Charles Craig
  • Edward Dillon
  • Frank Evans
  • Edith Haldeman
  • Robert Harron
  • Ruth Hart
  • Arthur V. Johnson
  • Henry Lehrman
  • Charles Hill Mailes
  • Owen Moore
  • Anthony O’Sullivan
  • Billy Quirk
  • Gertrude Robinson
  • Mack Sennett
  • Blanche Sweet
  • Dorothy West
American Mutoscope and Biograph Company
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