Spielfilme

LES AMANTS RÉGULIERS

Philippe Garrel
FRA, I 2005
178 min
V'08

Eine erste gelungene Auseinandersetzung mit dem Mai 68 im Kino: Der Film, der in Venedig zu Recht mit einem Silbernen Löwen belohnt wurde, ist vor allem die poetische Aufzeichnung der Auswirkungen des Aufruhrs auf besondere Personen. Gipfel und gleichzeitig Bruch im Werk von Philippe Garrel. Der Film schwingt sich hoch - wie die jungen Leute zu Beginn die Treppe hinauf. In einem schlecht beleuchteten Dienstbotenzimmer sitzen sie dann so nah beieinander, dass sie kaum noch voneinander zu unterscheiden sind. (...) Und da geht es los. Der Mai, die Nacht, die Barrikaden, das Feuer, die umgestürzten Autos, die Freunde, denen man in seltsamer Kriegsaufmachung wieder begegnet, die Polizei, die mit der Kamera ebensosehr auf Distanz gehalten wird wie mit fliegenden Pflastersteinen. (Es stellt ein Problem dar, wenn die Polizei in Aktion fotogener ist als jene, die sie bekämpft.) Wir haben da einen Film von einer knappen halben Stunde vor uns, der eine Art Meisterwerk ist und Les Espérances de feu («Hoffnungen voll Feuer») heißt. In Les Amants réguliers nimmt er den Status eines Kapitels ein, aber er ist deutlich mehr. Eine Art Bruch oder Vollendung im Kino des Philippe Garrel. Ein Kino, dessen Umfang von 25 Filmen, dessen stilistische und thematische Vielfalt, dessen Entwicklungen im Laufe der vier Jahrzehnte trotz allem ein gemeinsames cinematographisches Prinzip entdecken lassen: das der Schockwelle. Bei aller grundlegenden Verschiedenheit begleiten alle Arbeiten Garrels die Auswirkungen eines Ereignisses, einer Krise, eines Schockerlebnisses, das sich abseits der Kamera ereignet hat. Dieses Mal passiert dieser Initialschock erstmals auf der Leinwand, im Laufe des Films. Dieser Schock resultiert aus der Tatsache des historischen Ereignisses, das unter dem Namen Mai 68 bekannt ist, aber es geht nicht um das historische Ereignis selbst in seiner großen Komplexität. Weder die politischen Herausforderungen von damals - zweifelhafte Herausforderung (bestand die Möglichkeit zur Revolution?) - noch die soziologischen Auswirkungen (diese sind offensichtlich und enorm) spielen in Garrels Film eine Rolle. Es ist die individuelle Erfahrung extremer Gefühlszustände. (Jean-Michel Frodon, «Cahiers du cinéma», 605/2005, Stadtkino-Programm Nr. 425)

Credits
  • Louis Garrel - François
  • Clotilde Hesme - Lilie
  • Mathieu Genet
  • Nicolas Bridet
  • Eric Rulliat
  • Philippe Garrel
  • William Lubtchansky
  • Alain Villeval
  • Françoise Collin
  • Jean-Claude Vannier
  • Mathieu Menut
  • Justine Pearce
  • Cecile Berges
Maïa Films

Films Distribution 20 rue Saint Augustin 75002 Paris, Frankreich T 1 5310 3399, wisnia@filmsdistribution.com

Films Distribution
Stadtkino Filmverleih
35 mm
bw
Related Movies