Johan van der Keuken

Het WITTE KASTEEL

White Castle
Johan van der Keuken
NL 1973
78 min
V'01

Der zweite Teil des Nord-Süd-Triptychons, gedreht auf Formentera in Spanien, in Columbus, Ohio, und in Holland: Beginnend mit den Einwohnern, den Touristen und den Wanderarbeitern auf der spanischen Insel, handelt der Film von einer bestimmten Entwurzelung der Menschen. Dies macht, dass eine fortlaufende Bewegung durch den Film geht: Menschenschlangen in einer Kantine, ein laufendes Band in einer Kleiderfabrik, eine Bandstraße voller Schweinehälften; schließlich zeigt sich, dass viele Bilder, die man gesehen hat, in einem Gefängnis gedreht wurden. Dazu kommen Diskussionen unter Teilnehmern eines Feriencamps, in dem Integrationsarbeit geleistet werden soll. In keinem Moment gebärdet sich der Film, als könne er die Widersprüche, von denen er handelt, auf irgendeine Weise einholen oder zusammenkriegen. Den Film sehen ist wie eine Stadt oder ein Land kennenlernen. Man glaubt schon nach den ersten Bildern, sich ein Bild machen zu können, wenn diese ersten Bilder aber mit anderen und anders montiert werden, lassen sie einen dieses Bild ständig revidieren, sei es, dass es differenzierter wird, sei es, dass man sieht, dass das Gegenteil dessen, was man sich gedacht hatte, der Fall ist. Dem Prinzip, «die verschiedenen Möglichkeiten eines Bildes deutlich machen», ist van der Keuken bei diesem Film am auffälligsten gefolgt. Das «Weiße Schloss», ein ebenerdiges 24-Stunden-Restaurant in Columbus, mit einer monumentalen potemkinschen Schlossfassade, zeigt der Film in der Nacht im Regen; durch die Windschutzscheibe eines Autos. Einstellungen, in denen man sich dem Weißen Schloss zuerst nähert und dann wieder von ihm wegfährt. (Filmkritik Nr. 281, Mai 1980) Ein kleiner geografischer Raum beherbergt ein komplexes Gefüge an ökonomischen Abhängigkeiten. Van der Keuken versucht sich nicht in einer Sozialreportage, noch geht er den einzelnen Strängen chronologisch nach. Er zeigt, durchmischt und rhythmisiert Ausschnitte aus den einzelnen Lebenszusammenhängen: eine Bauersfrau, die stoisch Wollgarn spinnt; die Bilder an den Wänden - ein Hochzeitsfoto; die Baracken der Gastarbeiter; die Arbeitsgeräte; die Menschen und ihre Art zu essen. Nahezu alle diese Ereignisse und Einblicke sind aus ihrem alltäglichen Kontext gehoben und werden in andere Zusammenhänge eingesetzt. Bilder tauchen wieder auf, in gewandelten Umfeldern, mit anderen Bedeutungen. Die Filmbilder folgen bei van der Keuken keinem geschlossenen inszenatorischen System mit einem Anfang und einem Ende. (Elisabeth Büttner/Christian Dewald)

Credits
VPRO Television

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