TOUCH OF EVIL
Touch of Evil ist Welles' erste amerikanische Produktion nach einer zehnjährigen Abwesenheit von Hollywood und verhält sich zu dem Vorgänger Mr. Arkadin wie die Ambersons zu Kane : als eine Lektion in Bescheidenheit. Weltumspannende Allgegenwart und schier alles ermöglichende Macht sind hier zusammengeschrumpft auf ein dreckiges Provinznest und die Machtbefugnis eines korrupten Polizisten. Doch so eingeschränkt, ärmlich, ja billig dieser Film im ersten Augenblick auch aussieht - es ist nicht nur alles da, was einen Welles-Film ausmacht (die Grenzüberschreitungen; der Kampf des unschuldigen jungen Mannes gegen das skrupellose Monster; die Reinheit des Gesetzes und seine Brechung, der Einfluss der Frauen auf die Männer und die selbstlose Freundschaft mit der Gefahr des Identitätsverlustes); auch die Beherschung des Handwerks triumphiert mühelos über die beschränkten Mittel. Schon die Eingangssequenz bis zur Explosion - aufgenommen von einem fahrbaren Kran - ist eine meisterhafte Kombination von Kamerabewegung, Schnitt und Personenführung. Man kann darüber streiten, ob Citizen Kane, die Ambersons (wären sie vollständig), Touch of Evil oder Chimes at Midnight Orson Welles' bester Film ist; dieser jedenfalls ist gewiss sein komplexester, bedrückendster und rigorosester. Wie die großen Werke von Hitchcock (dessen Psycho er teilweise vorwegnimmt) müsste man ihn mehrmals hintereinander sehen, um den Beziehungsreichtum von moralischer Reinheit, Ironie und Witz auch nur annähernd zu realisieren. Denn Touch auf Evil, der das Thema Rauschgift scheinbar nur als Ausgangspunkt behandelt, ist selber wie ein Rausch: Die schwüle Atmosphäre, die aufheizende Musik und die Kaputtheit dieser Kleinstadtbevölkerung verdichten sich zu einem zentrifugalen Wirbel, in dem Welles' höchst luzide philosophische Werte nur so auseinander stieben. (Peter Buchka, Stadtkino-Programm Nr. 231)
- Charlton Heston - Mike Vargas
- Janet Leigh - Susan Vargas
- Orson Welles - Hank Quinlan
- Joseph Calleia - Pete Menzies
- Akim Tamiroff - «Uncle Joe» Grande
- Joanna Moore - Marica Linnekar
- Ray Collins - Adair
- Dennis Weaver - Nachtportier
- Valentin De Vargas - Pancho
- Mort Mills - Schwartz
- Victor Millan - Manuel Sanchez
- Orson Welles nach dem Roman «Badge of Evil» von Whit Masterson
- Russell Metty
- Leslie I. Carey
- Frank Wilkinson
- Aaron Stell
- Edward Curtiss
- Virgil W. Vogel
- Henry Mancini
- Russel A. Gausman
- John P. Austin
- Bill Thomas
Paramount 5555 Melrose Avenue Hollywood, CA 90038, USA
