Viennale Circuit

13 Okt 2020

Viennale Circuit

Aufgrund der geltenden COVID-19-Bestimmungen sind die verfügbaren Sitzplätze in den Kinos stark reduziert. Um dennoch möglichst vielen Besucher*innen ein filmisches Angebot machen zu können und erstmalig bis zu vier Wiederholungen der Viennale-Filme anzubieten, wurden fünf Wiener Kinoinstitutionen eingeladen, Teil des Viennale Circuits zu werden: Mit jeweils zwei Viennale-Vorführungen täglich begleiten die Kinos das Festival und ermöglichen so, das Viennale-Erlebnis auf weitere Teile der Stadt auszudehnen.

Wir danken unseren Circuit Kinos sehr herzlich für diese schöne neue Partnerschaft. Ebenso danken wir unseren fünf wunderbaren Viennale Kinos (Gartenbaukino, Stadtkino im Künstlerhaus, Urania, Österreichisches Filmmuseum und Metro Kinokulturhaus) für viele Jahre der Treue und engen Zusammenarbeit.

 

ADMIRALKINO

Admiralkino
Foto: Michaela Englert 

Es riecht nach Leder und Zelluloid im atmosphäri- schen Foyer des Admiralkinos. Charlie Chaplin grüßt von der Toilettentür, ein alter Kohleofen, der lange den Kinosaal beheizte, hält in sympathischer Nostalgie die Stellung. Dabei wird im 1913 eröffneten Kino keineswegs rückständig gedacht. Betreiberin Michaela Englert hat das Kino, in dessen Geschichte immer wieder Frauen federführend agierten, über die Jahre trotz schwierigster Umstände modernisiert und entwickelt neue Konzepte im Windmühlenkampf gegen Streamingdienste und pandemische Einschränkungen. Programmatisch setzt das Kino auf weibliches Filmschaffen und die intime Begegnung mit Gästen sowie daraus resultierende Diskussionen. Aus einem reinen Nachspielkino hat sich eine diverse Spielstätte entwickelt, die das Publikum von heute genauso zu begeistern weiß, wie Arthur Schnitzler, der 1929 in sein Tagebuch über seinen Be- such im Admiralkino schrieb. Die Widerstandsfähigkeit, mit der diese Spielstätte schon viele Kahlschläge in der Wiener Kinoszene überlebte, ist inspirierend und Ausdruck einer großen Leidenschaft für das Kino.
7., Burggasse 119 – admiralkino.at

 

BLICKLE KINO IM BELVEDERE 21

(c) Natascha Unkart
Foto: Natascha Unkart

Obwohl sich die mentale Wiener Stadtgrenze nur langsam über den Gürtel wagt, etabliert sich das Blickle Kino im Belvedere 21 zur zentralen Spielstätte für die feine und immer wichtiger werdende Grenze zwischen Film- und Videoarbeiten. Entworfen von Architekt Karl Schwanzer für den Weltausstellungspavillon 1958, entspricht der Kinosaal höchsten technischen Standards. Zwischenzeitlich ein in der Peripherie existierendes Supplement zu den Programmen des Österreichischen Filmmuseums, etwa in Form von Experimentalfilmschienen, hat es sich das Blickle Kino heute zur Aufgabe gemacht, Synergien zwischen Kunst, Film und Video zu kreieren. Es geht um den Dialog zwischen Vermittlung und Praxis. Im Kontext des Museums wird das Kino, in dem auch begleitende Serien zu den Ausstellungen im Belvedere 21 zu sehen sind, als Widerstand verstanden, der mit Bewegtbildern auch auf die Umgebung und die wachsenden Viertel um den Hauptbahnhof ausstrahlen soll. Österreichische Arbeiten werden in internationale Kontexte eingebettet und man legt programmatische Schwerpunkte auf junges Film- und Videoschaffen.
3., Arsenalstraße 1 – belvedere.at

FILMCASINO

Filmcasino
Foto: Mitja Kobal

Es gibt wohl kaum ein anderes Kino in Wien, das einen so geheimnisvoll durch seine Architektur in andere Welten entführen kann wie das Filmcasino im 5. Bezirk. Bereits 1911 wurde im Gebäude das „Margaretner Bürgerkino“ betrieben. Die Namensänderung erfolgte nach dem Ersten Weltkrieg. Nach einer krisenbedingten Schließung übernahm 1989 die Volkshochschule Margareten das Kino, das seit- her als Fixstern die Wiener Kinoszene bereichert. Samt dem hauseigenen Polyfilm-Verleih versteht man sich als Programmkino mit Fokus auf österreichische, europäische und asiatische Filme. In den letzten Jahren etablierte sich das Filmcasino zusätzlich mit spannenden Repertoire-Programmen, Sonderreihen und begeisterndem Einsatz für all jene Filme, die aufgrund kulturpolitischer Machtspiele sonst keine Kinoauswertung erfahren würden. Den Kampf gegen Streamingportale nimmt man auch auf anderen Ebenen auf, etwa indem man das Kino mit Originalplakaten und dem besonderen Reiz von Festivalkooperation wie dem SLASH Filmfestival als Ort stark macht.
5., Margaretenstraße 78 – filmcasino.at

 

LE STUDIO
Film und Bühne c/o Studio Molière

StudioMoliere_Saal
Foto: Elsa OkazakiI

Ein Hauch von Paris weht auf den Straßen rund um LE STUDIO Film und Bühne. Nicht nur der französische Name der jungen Kino- und Theaterstätte im 9. Bezirk hat damit zu tun, sondern auch die Verbindung mit dem Lycée Français, das den Kinosaal verwaltet. Schon von 1905 bis 1971 fungierte dieser als „Flieger Kino“ genannte Spielstätte. Auch auf der Leinwand gibt es über das Jahr einen französischen Schwerpunkt, der aber nicht dogmatisch zu verstehen ist. Vielmehr interessiert den Spielort ein integrativer Ansatz, der Schnittstellen zwischen Film und Theater ermöglichen und für ein breites Publikum zugänglich machen will. Es geht um einen Dialog zwischen den Künsten. Besondere Programme für Kinder oder Menschen mit Behinderung zeichnen das junge Kino aus. Man wagt Experimente und arbeitet an mutigen Konzepten mit jungen Künstlern. Dabei versteht man sich als internationalen und toleranten Ort. Die coronabedingten Einschränkungen treffen LE STUDIO vor allem deshalb, weil man sich im zweiten Jahr in einer eigentlich wichtigen Phase für die Etablierung eines Stammpublikums befindet.
9., Liechtensteinstraße 37 – lestudio.at

VOTIV KINO

Votiv Kino
Foto: Yannick Steer

Lebendiges Treiben beherrscht das Bild vor dem Eingang des Votivkinos. Direkt an der Währinger Straße und in unmittelbarer Nähe zur Hauptuniversität gelegen, umgibt dieses Kino trotz seiner langen Geschichte ein junger Charme. 1912 gegründet, durchlief das Haus zahlreiche Phasen. Bis in die 1980er ein kleines Bezirkskino mit Nachspielprogramm, entwickelte sich das Kino nach der Übernahme durch den Filmladen 1986 nicht zuletzt aufgrund hoher technischer Standards und einer hohen Wertschätzung von Komfort zum besucherstärksten Arthouse-Kino in Wien. In drei Sälen deckt das Kino im regulären Programm ein breites Spektrum dessen ab, was man unter Programmkino verstehen kann. Ein besonderes Augenmerk gilt dem österreichischen und dem französischsprachigen Film. Außerdem haben Kinderfilme einen hohen Stellenwert. In Sonderprogrammen wie dem „Festival du Film Francophone“ oder dem Internationalen Kinderfilmfestival werden regelmäßig programmatische Glanzlichter gesetzt, die gerade auch in der schwierigen Pandemiezeit für relativ gute Besuchszahlen sorgen.
9., Währinger Straße 12 – votivkino.at