Das Kino des Jacques Rivette

M

Fritz Lang
DEU 1931
110 min
V'02

Lang ist nicht interessiert an der Wiedergabe einer sowieso schon sichtbaren Realität. Er will mit den Möglichkeiten seines Apparats die reale Macht von Formen zeigen. Wie sie gesellschaftliches Leben prägen. Er gibt zu sehen, wie sie auf den verschiedensten Ebenen in vergleichbarer Form auftreten. In allen Filmen Langs wird in irgendeiner Weise die Disposition im Kino, die des Zuschauers vor der Leinwand gespiegelt, gedoppelt. In den frühen Filmen durch Bühnensituationen oder tableaumäßige Inszenierung der Bilder. In seinen deutschen Tonfilmen und in den amerikanischen Filmen durch den reproduzierten Einsatz der Massenmedien. So zeigt er, in welchem Maß Schaulust, die die Wünsche antreibt, zum Motor menschlicher Beziehungen geworden ist. Wenn man Systemkritik, Kritik am Kapitalismus bei Lang finden möchte, dann muss man in diese Richtung suchen: die ausgestellten Waren, die ausgestellten Wünsche. The Woman in the Window, ein Porträt, das Bild einer Frau als Blickfang. Peter Lorre in M sieht zwischen den Dingen in den Auslagen sich selbst, seinen eigenen Blick reflektiert. «Die stündlichen Wunder unseres Alltags haben die der 1001 Erzählungen der Scheherazade mit Siebenmeilenstiefeln eingeholt und überholt. Jede Zeitung bringt täglich Berichte über menschliche Tragödien und Komödien, über Absonderliches und Allgemeingültiges, und diese Berichte sind von einer solchen Phantastik oder Zufälligkeit oder Romantik erfüllt, dass kein Dramaturg irgendeines großen Konzerns wagen könnte, einen solchen Stoff vorzuschlagen, ohne ein schallendes Hohngelächter über sich ergehen lassen zu müssen über die Unwahscheinlichkeit oder Zufälligkeit, oder Kitschigkeit der Konflikte. So ist das Leben. Es schien mir nun richtig, dem Lebensrhythmus unserer Tage, der Sachlichkeit der Zeitepoche zu entsprechen und einen Film rein auf Tatsachenberichte aufzubauen.» Das schrieb Lang 1931 zu M. Mit der Neuen Sachlichkeit schüttelt er die letzten Hüllen vom romantischen Verkleidungs- und Maskenkino ab. Er beginnt, funktionale Filme zu machen. Das Leben hat einen schnelleren Schritt als unsere Gewohnheiten; die Phantasiepraxis muss endlich ausgeschaltet werden, sagten die Theoretiker des Neuen Stils. (Frieda Grafe: «M» aus: Peter W. Jansen, Wolfram Schütte (Hg.) "Fritz Lang", München,Wien: Carl Hanser Verlag, 1976)

Credits
  • Peter Lorre - Roderick Raskolnikov
  • Gustaf Gründgens - Schränker
  • Paul Kemp - Taschendieb
  • Ellen Widmann
  • Inge Landgut
  • Friedrich Gnass
  • Theo Lingen
  • Franz Stein
  • Georg John
  • Rudolf Blümner
  • Karl Platen
  • Gerhard Bienert
  • Rosa Valetti
  • Hertha von Walther
  • Josef Almas
  • Carl Balhaus
  • Hans Behal
  • Josef Dahmen
  • Hugo Döblin
  • J.A. Eckhoff
  • Else Ehser
  • Erwin Faber
  • Ilse Fürstenberg
  • Heinrich Gotho
  • Heinrich Gretler
  • Günther Hadank
  • Robert Hartberg
  • Ernst Paul Hempel
  • Oskar Höcker
  • Albert Hörrmann
  • Albert Karchow
  • Maja Norden
  • Edgar Pauly
  • Klaus Pohl
  • Franz Polland
  • Paul Rehkopf
  • Hans Ritter
  • Max Sablotzki
  • Wolf Trutz
  • Fritz Odemar - Falschspieler
  • Ernst Stahl-Nachbaur - Polizeipräsident
  • Otto Wernicke - Kriminalkommissar Lohmann
  • Theodor Loos - Kriminalkommissar Groeber
  • Karl Elzer
  • Fritz Lang
  • Thea von Harbou
  • Fritz Arno Wagner
  • Paul Falkenberg
  • Motiv aus Peer Gynt von Edward Grieg
  • gepfiffen von Fritz Lang
  • Emil Hasler
  • Karl Vollbrecht
  • Seymour Nebenzahl
Nero-Film AG, Vereinigte Star-Film GmbH, Berlin
35 mm
bw
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