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Orphea Research

Alexander Kluge, Khavn ORPHEA

20 Okt 2020

Alexander Kluge, Khavn ORPHEA

In "materials" we ask filmmakers to send us images, statements, stories, videos or quotes that were important for creating their work or are a documentation of it.

ORPHEA

Brief von Lilith Stangenberg

Vor etwa drei Jahren entdeckte ich die Filme von Khavn de la Cruz.

Zuerst sah ich „Ruined Heart“ und die Schönheit und Grausamkeit dieses Filmes, dieser Liebesgeschichte haben einen großen Eindruck auf mich gemacht. Der Film mit seinen lebendigen ungewöhnlichen Bildern, seinem Trieb Unruhe und Verwirrung zu stiften und den Zuschauer rein zu locken in dieses dunkle Labyrinth der Liebe, aus dem nichts herausführt, wo das Leben plötzlich zum Malstrom wird und der Zuschauer die Liebhaber dabei beobachtet wie sie die verschiedenen Kapitel und Räume einer Liebesgeschichte durchmachen.

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Das ineinander verschlungen sein, dieses gemeinsame Paradies, was plötzlich zum gemeinsamen Käfig wird und schließlich, wie vielleicht jeder utopische Versuch wirkliche Nähe zu finden, im Tod endet. Ich bin im hintersten Winkel meines Herzens Romantikerin und vielleicht deshalb berührt mich dieses Ende und es ist als würde diese Liebe dadurch geadelt, zu etwas erhabenem werden.

Ich habe mir dann viele Filme von Khavn angeguckt und bin jedes Mal überrascht worden. Von den Farben, den Körpern, den Gesichtern. Von der Unverbrauchtheit der Bilder. Vor allem aber davon wieviel Wahrheit aus ihnen spricht. die Filme bewegen sich wie hungrige Tiere und wirken anstiftend.

Dass es für mich nun zu dieser Begegnung mit Khavn und dann auch noch mit Alexander Kluge und Rapid Eye Movies kam und wir hier jetzt über ORPHEA sprechen bedeutet mir sehr viel und meine Freude darüber passt in keine Buchstaben.

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ORPHEA verhandelt eine rückhaltlose Liebe oder noch mehr die Sehnsucht danach. Nach Liebe als einem Ort, wo wirkliche Nähe stattfindet. Orpheas und Euridikos Liebe ist nicht anschmiegsam, sie verbeißen sich ineinander.

Mir gefällt, wie ORPHEA dieses Gefühl vor allen möglichen Instanzen wieder und wieder verteidigt. Wie die Kreaturen dieses  „Tinder“- Zeitalters ihr weiß machen wollen, dass das, woran sie festhält womöglich gar nicht existiert und wieviel bequemer doch der Weg der moderaten „Begegnung“ wäre.

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Doch Orphea kämpft, sie kriecht durch die Katakomben der Unterwelt auf der Suche nach Euridiko, bis sie ihn findet. Und auch wenn diese Geschichte mit Trennung und dem Tod als radikalster Form davon endet hat Orphea am Ende alles gewonnen. sie hat den Dämonen der Dekadenz ins Gesicht gesehen und ihren eigenen Weg gefunden, weiter zu gehen auf den eigenen emotionalen Trümmern und am Ende wird ihr eine neugeborene Welt geschenkt. 

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Orphea als weibliche Figur verkörpern zu können, scheint mir sehr attraktiv, weil so vieles sein darf. Das begegnet mir in Drehbüchern nur selten.

Sie ist Rocksängerin, Verführerin, Ikone, treue Liebende, Märtyrerin und Besessene. und dass es eine Frau ist, die die Wächter der Unterwelt überlistet - und zwar nicht durch ihr Talent oder ihre Tricks oder Manipulation sondern durch ihre Wahrhaftigkeit - das ist es was Orphea für mich zu einer so modernen Frauenfigur macht.

Am Ende siegt doch das Gefühl.

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