MEIN LIEBSTER FEIND

Klaus Kinski und Werner Herzog haben miteinander fünf Filme gedreht, darunter Fitzcarraldo und Nosferatu. Nun hat Herzog eine Dokumentation über ihre Zusammenarbeit gemacht, die so heißt, wie sie heißen muß: Mein liebster Feind. Kinski, einen rostigen Helm auf dem Kopf, schleicht über ein Floß, das durch den Urwald Perus treibt, Begleitet wird er von Leichen, einer Kanone, wimmelnden Äffchen. "Ich bin der Zorn Gottes", zischt Kinski. Er schnappt sich ein Äffchen, glotzt ihm böse in die Augen, wirft es in den Fluß. "Wie er das macht, ist ganz groß", sagt Herzog, Noch immer laufe ihm ein Schauder über den Rücken, wenn er an die Szene denke. Allerdings habe sie Kinski tobend und schreiend spielen wollen. Herzog ließ ihn nicht, und er bekam einen realen Wutanfall, den mindestens hundertsten bei den Dreharbeiten zu Aguirre, der Zorn Gottes. Kinski will abreisen. Herzog sagt ihm: "Ich habe ein Gewehr, du kommst nur bis zur Flußbiegung. Ich schieße dir acht Kugeln in den Kopf, die neunte ist für mich." Fitzcarraldo: Wieder sind sie in Perus Urwald. Herzog muß unbedingt ein richtiges Schiff über einen Hügel ziehen. Kinskis Zorn, Herzogs Besessenheit und dazwischen sprachlos die indianischen Statisten. Eines Abends kommt ihr Häuptling zu Herzog und bietet an, Kinski zu ermorden. "Ich habe das abgelehnt, aber natürlich habe ich es schon im nächsten Moment bereut," Für Mein liebster Feind ist Herzog noch einmal in den Urwald Perus gefahren. "Ich wollte ihn wieder lebendig werden lassen." Hatte er ihn vergessen? "Er beschäftigt mich eigentlich nicht so sehr, es ist nicht so, daß mich da ein Schatten verfolgt." Kurz darauf sagt er das Gegenteil: "Kinski ist so sehr ein Teil von mir, daß ich oft ins Präsens falle, wenn ich von ihm rede, Die Tatsache, daß er physisch tot ist, ist eher unerheblich." Und doch: "Er fehlt mir ab und zu." (Dirk Kurbjuweit)