Retrospektive: FILM AS A SUBVERSIVE ART 2021

A Tribute to Amos Vogel

Die gemeinsame Retrospektive der Viennale und des Österreichischen Filmmuseums 2021 ist eine Hommage an Amos Vogel (1921-2012). Dem Sohn Wiener Juden – geboren als Amos Vogelbaum – gelang 1938 die Flucht vor den Nazis über Kuba in die USA. In seiner Wahlheimat New York City wurde er zu einem der einflussreichsten Filmkuratoren weltweit, zuerst mit dem von ihm gegründeten Filmklub Cinema 16 (1947-63), dann als Mitbegründer des New York Film Festival (1963-68). Mit seinem Buch Film as a Subversive Art (1974), das Generationen von Cinephilen und Kurator*innen beeinflusste, untermauerte er nochmal sein Verständnis von Kino als eine Form des ästhetischen, sozialen und politischen Aktivismus.

Unsere gemeinsame Schau wiederholt weder Vogels Filmprogramme noch zeigen wir jene Filme, über die er geschrieben hat. Vielmehr verstehen wir Amos Vogel als Erforscher einer kinematographischen Gegenwart. Statt in memoriam Vogel jene Arbeiten zu zeigen, für die er sich einsetzte und damit in die Filmgeschichte einschrieb – darin auch ganz dem Geist seiner Zeit verpflichtet –, wollen wir in seine Fußstapfen treten und Vogels Werte – Vielstimmigkeit, politisches Bewusstsein, ästhetische und gesellschaftliche Sprengkraft und Subversion – aus heutiger Perspektive aufgreifen.

Film as a Subversive Art 2021 feiert Vogels 100. Geburtstag und stellt zugleich kuratorische Verantwortung und Privilegien zur Diskussion. Wir haben bewusst sechs geschätzte Kolleg*innen aus aller Welt eingeladen, Programme zusammenzustellen, die aus gegenwärtigen oder rezenten Filmen bestehen. Eine Vorgabe war, dass nur Werke infrage kommen, die nach der Publikation von Film as a Subversive Art entstanden sind. Die andere, dass sich alle Programme mit der Frage auseinandersetzen, was „Film“, „subversiv“ und „Kunst“ heute heißen kann. Die Ergebnisse haben uns überrascht und begeistert und wir laden Sie ein, diese Überraschung und Begeisterung zu teilen.

Eva Sangiorgi, Michael Loebenstein, Jurij Meden

In Anwesenheit der Kurator*innen Nicole Brenez, Kim Knowles, Birgit Kohler, Roger Koza und Nour Ouayda.