Art Theatre Guild

TôKYô SENSô SENGO HIWA

Geheime Geschichte Aus Der Zeit Nach Dem Tôkyô-Krieg
Neue Director New Director
Japan 1970
94 min
V'03

Der Film Tôkyô sensô sengo hiwa (Geheime Geschichten aus der Zeit nach dem Tôkyô-Krieg), dessen Arbeitstitel Tôkyô fûkei sensô ( Tôkyô-Landschafts-Krieg) lautete und der den Untertitel Eiga de isho o nokoshite shinda otoko no monogatari (Die Geschichte eines Mannes, der sein Testament auf Film festhielt und starb) trägt, ist der vermutlich schwierigste und experimentellste Film in Ôshima Nagisas Filmografie. Der metafilmische Versuch, in der spezifischen Situation von 1970 durch das Drehen eines Films das Filme machende Ich selbstreflexiv zu ergründen, rief zahlreiche Diskussionen hervor und führte den Begriff der «Landschaftstheorie» ( fûkeiron ) in den aktuellen Diskurs ein. Motoki wird beim Drehen bei einer Demonstration von einem Polizisten in Zivil die Kamera entwendet. Während er versucht, sie wiederzubekommen, wird er Zeuge, wie sein Freund vor seinen Augen Selbstmord begeht und einen Film als Testament hinterlässt. Motoki und Yasuko, von der er glaubt, dass sie die Geliebte des Freundes war, versuchen seine Spuren zurückzuverfolgen, doch ist auf dem Film nur eine Landschaft zu sehen, die überall sein könnte. Motoki beginnt, dieselbe Landschaft zu filmen, und indem er in die Persönlichkeit des Freundes schlüpft , dessen Bedeutung zu verstehen und zu überwinden, nämlich den eigenen Tod. Während der Jahre des hohen Wirtschaftswachstums in den 60er Jahren wurde die städtische Landschaft Japans auf dramatische Weise umgestaltet. Parallel dazu kam es zur Unterdrückung der Studentenbewegung, die 1968 und 1969 ihren Höhepunkt erreichte. Der Kampf verlagerte sich danach zum bewaffneten Widerstand, zur Besetzung von Universitäten und Fabriken, und von offenen Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften bei Großdemonstrationen zu gezielten Angriffen der Stadtguerilla. Der «Tôkyô-Krieg» war in dieser Situation eines der Mittel, mit dem die neu gegründete Rote Armee Fraktion auf dem Weg zur Revolution den Kampf gegen den Staat eröffnete. Den Plänen der Roten Armee Fraktion zufolge waren zur Hervorbringung der Revolution bewaffnete Aufstände notwendig, die kleine Stadtguerilla-Zellen in einer ersten Phase in Tôkyô provozieren sollten. Die Verhaftung eines Großteils der Mitglieder im November 1969 in den Bergen von Gunma, wo sich die Rote Armee Fraktion ein Trainingscamp für den Stadtguerillakampf eingerichtet hatte, bedeutete eine beträchtliche Schwächung der Roten Armee Fraktion. Zusammen mit dem Abflauen der Studentenbewegung, die wenngleich nicht vollständig, so doch zu einem großen Teil mit der Roten Armee Fraktion sympathisierte, führte das Anfang der 70er Jahre zu einer Leere, die als «Zeit nach dem gescheiterten Tôkyô-Krieg» bezeichnet wurde.

Credits
  • Gotô Kazuo - Motoki Shôichi
  • Iwasaki Emiko - Yasuko
  • Fukuoka Sugio - Tanizaki
  • Ôshima Tomoyo - Masako
  • Fukuda Kenichi - Matsumura
  • Isogai Hiroshi - Sakamoto
  • Hashimoto Kazuo - Takagi
  • Horikoshi Kazuya - Endô
  • Gruppe Poji Poji
Sôzôsha, Art Theatre Guild of Japan
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