The Sun Shines Bright

John Ford
USA 1953
94 min
V'04

Einer der zu Unrecht unbekannt gebliebenen Filme Fords, der das Leben in Fairfield, Kentucky, um 1905 beschreibt. Die weißen Bewohner des Städtchens scheinen sich nur um Geschäfte, Militärparaden und Lynchjustiz zu kümmern, während der afroamerikanische Bevölkerungsanteil für Musik, Tanz, Gottesfurcht und Bescheidenheit zuständig ist. Aber wie immer bei Ford gibt es einen Helden, der zwischen den Positionen vermittelt. Als unbestrittenes Meisterwerk hat The Sun Shines Bright nichts von einem erstarrten Monument an sich, sondern mehr von einem schönen Mechanismus mit viel Spiel, von einem «moviment», wie Ponge sagen würde. Genial seziert er die amerikanische Gesellschaft, spielt ihre verschiedenen Schichten gegeneinander aus, ohne dabei den Rahmen eines kleinen Dorfes am Ende des 19. Jahrhunderts zu sprengen. Auf diese Weise hat man die Zeitgeschichte, den Bruch des Sezessionskrieges, der sich durch all diese Lagen zieht, sie trennt und letztendlich im geheimen eint, wie das Sternenbanner, das die Veteranenverbände ständig voneinander stehlen; dann die Geschichten, Kriegserinnerungen, Ge-spräche miteinander, die Triebfeder der Gemeinschaft; und schließlich die schmutzigen Geschichten, die man unter sich ausmacht. Den Schlußstein bildet eine junge unehelich geborene Frau, die aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wird, weil ihr Vater, ein General, unter dessen Befehl alle gekämpft haben, ihre Anerkennung verweigert. Der Zuschauer ist, anfänglich, verwirrt von diesem erratischen Film, einem wahren magischen Block, der auf die Gerichtssitzung zuläuft, das Therapiezimmer, jenen Ort, wo «es zur Sprache kommt». Dort waltet Judge Priest, der einzige, der die «Komplexe» der Stadt entwirren kann, weil er das Wort erteilt und entzieht. (...) Die entfesselte Sprache wird zum Gesang und bringt die Körper zum Tanzen: Es regieren die Anarchie und die losen Zügel der Improvisation. Diese einzigartige Begegnung von Gesetz und Zufall beweist uns, daß The Sun Shines Bright der herrenlose Film eines Meisters der filmischen Dialektik ist. (Fabrice Barbaro)

Credits
  • Charles Winninger
  • Arleen Whelan
  • John Russell
  • Stepin Fetchit
  • Russell Simpson
  • Ludwig Stössel
  • Laurence Stallings
  • Archie Stout
  • Howard Wilson
  • T.A. Carman
  • Jack Murray
  • Victor Young
  • Frank Hotaling
  • Adele Palmer
  • «The Sun Shines Bright»
  • «The Mob from Massac» und «The Lord Provides» von Irvin S. Cobb
Argosy Pictures Corporation
Jupiter-Film
35 mm
bw