Retro

Le MYSTèRE KOUMIKO

Dziga Vertov
FRA 1965
54 min
V'07

Auszüge aus diesem Film werden im Rahmen der Lecture von Jean-Pierre Gorin zu Chris Marker am 22.10. um 20:30 im Österreichischen Filmmuseum gezeigt. 1964 reist Chris Marker nach Tokio, um einen weiteren Film (nach Olympia 52 ) über die Olympischen Spiele zu drehen. Nach Aussagen seines Assistenten Koichi Yamada lernt er gleich zu Beginn Kumiko Muraoka kennen. Er „vergisst“ die Olympischen Spiele und überlässt sich und seinen Film, so scheint es, ganz Kumiko. Der Zufall der Begegnung scheint im Nachhinein fast zwingend: Hätte Marker Kumiko nicht getroffen, hätte er sie erfinden müssen. Die ersten Bilder nach dem Vorspann sind tatsächlich im Olympiastadion gedreht. Unter den Zuschauern: eine junge Frau, die in die Kamera blickt. Marker tut so, als hätte er Kumiko gerade dort und mit diesem Bild kennen gelernt. Grund genug, die Leichtathletik Leichtathletik sein zu lassen und sie uns vorzustellen (Marker spricht hier selbst aus dem Off; wie immer sehr schnell und undeutlich artikulierend): „Kumiko Muraoka, Sekretärin, älter als 20, jünger als 30, geboren in der Mandschurei, liebt Giraudoux, hasst die Lüge, Schülerin am Institut Français, liebt Truffaut, hasst Schreibmaschinen und übertrieben galante Franzosen (…). Kumiko ist keine Muster-Japanerin, wenn diese Spezies überhaupt existiert. (…) Sie ist sehr erstaunt, sich im Zentrum eines Films wieder zu finden, der ihren Namen trägt. (…) Sie weiß, dass nicht sie Geschichte macht, aber sie ist die Geschichte, wie Sie, wie ich, wie Mao Tse Tung, der Papst und der Waschbär. Um sie herum, Japan.“ (Birgit Kämper) Lesen Sie den gesamten Text, sowie weitere Beiträge zur Retrospektive 2007 in der VIENNALE-Publikation Der Weg der Termiten. Beispiele eines Essayistischen Kinos 1909–2004.

Credits
A.P.E.C., Joudioux, Office de Radiodiffusion Télévision Française (ORTF), Sofracima
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