FORTINI/CANI

Hunde vom Sinai
Danièle Huillet
I 1976
83 min
V'04

Das Verhältnis zum Jüdischen, zum Staat Israel, zur jüdischen Gemeinde in Italien, zur Judenverfolgung während der Besatzung in Italien. Der kommunistische Schriftsteller Franco Fortini verfasst 1967 ein Buch zu dem die Straubs eine Art Recherche und Landvermessung unternehmen, die die Schichten des Vergangenen freilegt in der Gegenwart, an die Orte erinnert und die Namen nennt. Einer der für die Massaker in Marzabotto verantwortlichen Nazis wurde noch vor wenigen Jahren in Österreich mit militärischen Ehren willkommen geheißen. Kein Ende der Geschichte. Mailand, Sonntag, den 4. April 1976 Lieber Jean-Marie, ich glaube, erst jetzt ganz verstanden zu haben (vor allem nach Deinem «verlaß Dich nicht darauf» von gestern abend), was Du willst, und wobei ich Dir nützlich sein kann. Du stellst eine sehr genaue unterscheidende Beziehung her zwischen dem Ausgangspunkt Deines filmischen Gesprächs (Brecht, Schönberg-Fortini) und dem Ziel, das der Film ist. Diese Beziehung ist scheinbar ganz gering (zum Beispiel in Geschichtsunterricht ) und fast nie Konflikt. Weil das die Art ist, mit der Du dialektisch Deine Ausführungen fortführst. Was Brecht oder Schönberg sagen, ist Gegenstand. Wie eine Ziege oder ein Fluß. Deine «Ansichten» können näher an Brecht herankommen als an die von Bachs Frau, oder die von Bachs Musik, oder an die des Briefes an Kandinsky: Aber die Entfernung, die Du zwischen jene «Ansichten» (Texte, Musik usw.) und den vollendeten Ge-genstand legst, der Dein Werk ist, ist konstant. Dieses Wort «Werk» erinnert mich an die Brechtsche Definition der Liebe: die die Kunst sei, etwas mit den Fähigkeiten des anderen zu produzieren. Ich glaube, daß Deine Verfahrensweise so kommunistisch ist, wie in der heutigen Gesellschaft möglich. ... ( Franco Fortini)

Credits
  • Luciana Nissim
  • Adriano Aprà - Otho
  • Franco Fortini [aka Franco Lattes]