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Filmtipps bis Donnerstag

22 Okt 2019

Filmtipps bis Donnerstag

Hier unsere Filmtipps für 28. bis 31.10. 2019

© Viennale

LE JEUNE AHMED (YOUNG AHMED) 
B/F 2019, 84 Min, OmeU, R: Jean Pierre und Luc Dardenne,
Mit: Idir Ben Addi, Olivier Bonnaud, Myriem Akheddiou
In unnachahmlicher Manier schleudern die Gebrüder Dardenne die Zuseher in eine beunruhigende Subjektivität. Intensiv klebt die Handkamera am jungen Ahmed, der sich dem islamischen Fundamentalismus zuwendet. Eine körperlich mitreißende Lektion: Man nimmt wahr, bevor man verurteilt.
In Anwesenheit von Luc Dardenne.
28. 10., 23 h, Gartenbaukino • 29. 10., 18 h, Gartenbaukino
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GHOST TROPIC
B 2019, 85 Min, OmeU, R: Bas Devos,
Mit: Saadia Bentaïeb, Nora Dari, Maaike Neuville
In der letzten U-Bahn einschlafen und am anderen Ende der Stadt angespült, unversehens selbst ein wanderndes Nachtgeschöpf und Monade wechselnder Umstände werden – das ist Khadija in vielen anstrengenden Jahren als Reinigungskraft bisher nie widerfahren.
28.10., 18 h, Stadtkino im Künstlerhaus • 30.10., 13.30 h, Metro, Historischer Saal
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LA MISÉRICORDE DE LA JUNGLE (THE MERCY OF THE JUNGLE)
B/F 2019, 91 Min, OmeU, R: Joel Karekezi,
Mit: Marc Zinga, Stéphane Bak, Nirere Shanel
Eine „lost patrol“ mit nur zwei Soldaten, ausgesetzt im ruandisch-kongolesischen Urwald. Der Rachefeldzug gegen die Verursacher des Genozids verpuppt sich unter der brutalen Gleichgültigkeit des Dschungels zum existenziellen Überlebenskampf und malariagetränkten Fieberwahn, der die verborgenen Dämonen – die ungezählten Toten auf allen Seiten –
hervorwürgt wie den ausgespuckten Eigenurin.
28.10., 18.30 h, Urania
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NUNCA SUBÍ EL PROVINCIA (I NEVER CLIMBED THE PROVINCIA)
Chile 2019, 92 Min, OmeU, R: Ignacio Agüero,
Noch kann er sie am Horizont erblicken, bald aber wird Ignacio Agüero die Anden nicht mehr sehen können. Der mit seinen Arbeiten regelmäßig bei der Viennale vertretene, renommierte Dokumentartist legt erneut einen so erratischen wie intimen Essayfilm vor, in dem sich Gegenwart und Geschichte überlagern: Bevor es zu spät und alles verschwunden sein wird, zugebaut und zugeschüttet, macht sich Agüero auf eine Spurensuche durch seine unmittelbare Nachbarschaft.
In Anwesenheit von Ignacio Agüero.
28.10., 21 h, Filmmuseum • 31.10., 18 h, Metro, Eric Pleskow Saal
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OM DET OÄNDLIGA (ABOUT ENDLESSNESS)
S/D/NO 2019, 78 Min, OmdU/OmeU, R: Roy Andersson
Mit: Bengt Bergius, Amanda Davies, Tatiana Delaunay
Bleiche Gesichter, schwarzer Humor: unverkennbar Andersson – den Ironie und Zärtlichkeit zu einer Art Samuel Beckett des Kinos machen. Der auch diesmal Vignetten präsentiert, die mal banalen Alltag, mal bedrückende Albträume, mal historische Szenen zeigen – und immer die Conditio humana abbilden.
29. 10., 23.30 h, Gartenbaukino (OmdU) • 5. 11., 18 h, Stadtkino im Künstlerhaus (OmeU) (Resttickets)
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RÉPERTOIRE DES VILLES DISPARUES (GHOST TOWN ANTHOLOGY)
Kanada 2018, 96 Min, OmeU, R: Denis Côté,
Mit: Robert Naylor, Josée Deschênes, Jean-Michel Anctil
Gruselige Bilder in kanadischer Ödnis: Nach dem Unfalltod eines Mannes erscheinen Verstorbene auf den Feldern. Côté wendet sich der Landbevölkerung und den an sie anknüpfenden Klischees zu und inszeniert ein kollektives Trauma als Geisterstunde.
In Anwesenheit von Denis Côté.
 29. 10., 18 h, Stadtkino im Künstlerhaus (OmeU)
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WILCOX
Kanada 2019, 66 Min, OF
R: Denis Côté, Mit: Guillaume Tremblay
Gleichzeitig als Ode an jene, die allein in der Wildnis verschwinden, und als Korrektur der dominanten Narrative ihrer Geschichten erzählt Côté von der Empfindsamkeit der Aussteiger. Nicht die starken Helden verschwinden, sondern die sensiblen Geister. Ohne Sprache, nur Kraft der Bilder und der Musik macht der Film die Einsamkeit einer Abkehr von der Gesellschaft fühlbar. Statt Psychologie bleibt das so reiche Rätsel der Abenteurer, die schweigsam an neuen Mythen arbeiten.
In Anwesenheit von Denis Côté.
28.10., 13 h, Stadtkino im Künstlerhaus •  29.10., 21 h, Urania
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Kinematografie LOUISE KOLM-FLECK
DAS RECHT AUF LIEBE
D 1929, 71 Min, stumm (dZT), Neurestaurierung
R: Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck, Mit: Henry Stuart, Hermine Sterler, Evelyn Holt
VORFILM: EIN TAG AUS DEM FAMILIENLEBEN DES ERZHERZOG LEOPOLD SALVATOR A 1913, 3 Min, stumm (dZT)
Der Großindustrielle Erwin Voß liebt die aus bescheidenen Verhältnissen stammende Evelyn Gebhart. Sie willigt in eine Heirat ein, obwohl er unfähig ist, „ihr mehr als ein Kamerad zu sein“. Schon bald erkennt Evelyn, dass Zuneigung und Reichtum fehlende sexuelle Erfüllung nicht ausgleichen können …
Musik: Gischt
29.10., 19 h, Metro, Historischer Saal
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Brasilien/F/E/B 2019, 123 Min, OmeU
R: Olivier Assayas, Mit: Penélope Cruz, Gael García Bernal, Edgar Ramírez
Assayas wagt sich in ein starbesetztes Spionage-Abenteuer. Allerdings fokussiert er sich mehr auf das Privatleben seiner Protagonisten als auf deren Arbeit rund um einen Versuch, das Castro-Regime zu stürzen. So entsteht ein faszinierendes Puzzle, das sich ganz selbstverständlich auch als dokumentarische Geschichtsstunde versteht.
30.10., 13 h, Gartenbaukino •  4.11., 18 h, Gartenbaukino
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BACURAU
Brasilien/F 2018, 132 Min, OmeU, R: Kleber Mendonça Filho, Juliano Dornelles,
Mit: Sonia Braga, Bárbara Colen, Thomás Aquino
Wie lassen sich die schweren sozialen Konflikte der brasilianischen Gegenwart abbilden? Kleber Mendonça Filho kreuzt in seinem aktuellen Film Western-Elemente mit Science-Fiction-Motiven und zeichnet damit ein geradezu unheimlich präzises Bild der Spannungen zwischen den verschiedenen Klassen und Rassen, die der Kolonialismus hinterlassen hat. Mit Horrormotiven wie einer organisierten Menschenjagd funktioniert BACURAU – der in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichnet wurde – auch als bitterböse Politsatire
In Anwesenheit von Juliano Dornelles.
29.10., 20.30 h, Gartenbaukino • 30.10., 23 h, Gartenbaukino
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RALFS FARBEN (RALF’S COLORS)
A/D/E 2019, 74 Min, OmeU,  R: Lukas Marxt
Es ist nicht das geringste Verdienst der Arbeiten – Filme und Installationen – von Lukas Marxt, dass sie immer auch zugleich einen offenen Reflexionsraum bereithalten, bei aller ökologischen Dringlichkeit einem nicht die vermeintlich politisch wohlfeile Pistole vor die Brust setzen. Hier also: Sowohl eine formal souveräne, experimentelle Robinsonade in der zerklüfteten Vulkanlandschaft von Lanzarote, als auch, vielleicht noch vielmehr, die postapokalyptische Beschwörung einer von Menschenhand geschaffenen Schizo-Geografie, die ihre nicht weniger irritierende Entsprechung findet in den zerrütteten Satzkaskaden ihres Borderline-Protagonisten.
In Anwesenheit von Lukas Marxt.
30.10., 20.30 h, Stadtkino im Künstlerhaus • 31.10., 11 h, Metro, Historischer Saal
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Monografie SÍLVIA DAS FADAS
FILMPROGRAMM (49 MIN)
MAGIAE NATURALIS USA 2011, 3 Min, stumm
APANHAR LARANJAS (PICKING ORANGES) USA 2012, 2 Min, OF
SQUARE DANCE, LOS ANGELES COUNTY, CALIFORNIA, 2013 USA 2013, 9 Min, OF
A CASA, A VERDADEIRA E A SEGUINTE, AINDA ESTÁ POR FAZER (THE HOUSE IS YET TO BE BUILT) P/USA/A 2015–18, 35 Min, OmeU
Erkennt man den roten Faden im Werk dieser Lichtdichterin, dann ist zum Beispiel der Weg von einer saftig tagträumerischen Orangenpflück-Miniatur wie APANHAR LARANJAS – inspiriert von John Fords sozialkritischer Steinbeck-Adaption THE GRAPES OF WRATH – zum bereits bei der V’14 gezeigten, faszinierendenFotofilmessay SQUARE DANCE, LOS ANGELES COUNTY, CALIFORNIA, 2013 ein denkbar kurzer. Da wie dort bilden Auswüchse des US-amerikanischen Kapitalismus während der Zeit der Großen Depression der 1930er Jahre den Hintergrund für eine formvollendete 16mm-Fantasie. Die volkstümlichen Erkundungen und fragmentarischen Narrationen von Sílvia das Fadas entfalten erst durch die Imaginationskraft des Publikums ihre volle Wirkung, so auch das Reisetagebuch A CASA, A VERDADEIRA E A SEGUINTE, AINDA ESTÁ POR FAZER: Sozialutopischen Impulsen folgend trotzten die Gestalter der besuchten Orte den Banalitäten des geistlosen Dahinlebens. Immer bunter und üppiger werden die Stationen, das rote Haus eines spätberufenen Sozialisten etwa oder eine „Verschwörung von Gleichen“ auf dem gerechtesten Friedhof der Welt, wo jedem Verstorbenen, egal welchen Ranges oder Geschlechts, ein eigenes Bild und ein eigenes Gedicht gemeißelt wird.
In Anwesenheit von Sílvia das Fadas
30.10., 21.30 h, Filmmuseum • 2.11., 18 h, Metro, Eric Pleskow Saal
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LAN XIN DA JU YUAN (SATURDAY FICTION)
China 2019, 127 Min, OmeU, R: Lou Ye,
Mit: Gong Li, Mark Chao, Pascal Greggory
Ein Film wie gemacht für die große Gong Li, die mit sublimer Erotik das Mysterium ihrer Figur, einer Informantin und Schauspielerin in betörender Schattenhaftigkeit groß ausspielt. Eleganz und das spannungsgeladene Wesen der doppelten Böden werden zelebriert, sodass das Wahre und das Falsche beinahe völlig verschwimmen.
26.10., 18 h, Stadtkino im Künstlerhaus • 31.10., 23 h, Gartenbaukino
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JEANNE (JOAN OF ARC)
F 2019, 138 Min, OmeU
R: Bruno Dumont, Mit: Lise Leplat-Prudhomme, Fabien Fenet, Jean-Francois Causeret
Nach seinem Rockmusical JEANNETTE setzt sich der unberechenbare Bruno Dumont weiter mit dem französischen Nationalmythos Jeanne d’Arc auseinander. Basierend auf Charles Péguys Theaterstück von 1897 und in Anlehnung an die großen Kinofilme von Dreyer und Bresson entsteht eine in sich ruhende Arbeit, die sich vor allem mit dem Gerichtsprozess um die junge Widerständige befasst. Es ist ein politischer Film über Sprache, in dem leere Worte die Welt beherrschen. Man hört getragene Balladen des Chansonniers Christophe, sieht die entblößte Absurdität von Macht und blickt in die Augen eines Mädchens, das sich nicht einschüchtern lässt.
31.10., 20.30 h, Stadtkino im Künstlerhaus • 6.11., 18.30 h, Urania
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WAN MEI XIAN ZAI SHI (PRESENT.PERFECT.)
USA/Hongkong 2019, 124 Min, OmeU, R: Zhu Shengze
Beim Festival in Rotterdam mit dem Tiger Award ausgezeichneter Found- Footage-Film, der Einblick gibt in die bizarre Welt chinesischer Livestream-Hosts. Menschen also, die ihr meist
unspektakuläres Alltags–, oft aber auch ihr Berufsleben via Internet mit anderen teilen, deren Fragen und Kommentare uns hier jedoch nicht zugänglich gemacht werden. Die Filmemacherin hat die Aufnahmen, die auf keiner Plattform abrufbar sind, strukturiert und in Schwarzweißbilder umgewandelt, um dem Material einen einheitlichen Look zu geben. Zwischen ganz peinlichen und sehr berührenden Momenten ensteht ein Dokument unserer Zeit, in der Privatsphäre längst abgeschafft ist.
In Anwesenheit von Zhengfan Yang (Produzent).
Mit NA LI
31.10., 21 h, Urania • 1.11., 17.30 h, Metro, Eric Pleskow Saal
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KURZFILMPROGRAMM 5: RITUALS (59 MIN)
FILME VON BILLY ROISZ & DIETER KOVACIC
AQUAMARINE A 2019, 5 Min, kein Dialog, R: Billy Roisz, Dieter Kovačič
SURGE A 2019, 5 Min, kein Dialog, R: Billy Roisz, Dieter Kovačič
STYXA 2019, 7 Min, kein Dialog, R: Billy Roisz
COLOR-BLIND
F/D 2019, 30 Min, OmeU, R: Ben Russell
HEAVY METAL DETOX
A 2019, 12 Min, kein Dialog, R: Josef Dabernig
In the presence of Billy Roisz, Dieter Kovačič and Josef Dabernig.
31.10., 16:00, Filmmuseum
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